Der DZHW-Projektbericht aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die Abbruchquote bei deutschen Studierenden im Bachelorstudiengang bei 28% liegt (Heublein & Schmelzer 2018, 5). Wenngleich die Studienabbrüche in den Studienbereichen sehr…
unterschiedlich sind – so lässt sich z.B. bei der Fächergruppe Mathematik ein deutlich höherer prozentualer Anteil an Abbrüchen zu verzeichnen als im Bereich der Wirtschaftswissenschaften oder im Sozialwesen (ebd., 10f.). Dennoch ergibt sich die Frage, warum brechen Studierende ein Studium ab und kann man einen Abbruch ggf. verhindern?
Gründe für einen Studienabbruch und wie man einem Abbruch entgegenwirken kann.
1. Falsche Studiengangswahl
Es kommt immer wieder vor, dass man erst während des Studiums merkt, dass der Studiengang nicht zu einem passt. Bevor man mit einem Studium beginnt, kann es somit hilfreich sein, sich ausführlich mit den Inhalten und den Leistungsanforderungen zu beschäftigen. Mittlerweile haben viele Hochschulen Online-Self-Assessments (OSA) entwickelt, um Interessierten eine Orientierung zu ihrem Angebot zu geben.
Mit Hilfe dieses Online-Studienfachwahl-Assistenten (OSA) kann man einen umfassenden Eindruck über den Studiengang gewinnen:
- Überblick über das Studium
- Studieninhalte
- Beispielaufgaben typische Aufgaben, welche bearbeitet werden Tests durchführen
- Wie sieht eine typische Studienwoche im ersten Semester aus
- Interviews mit Studierenden
- Infos zur Bewerbung
2. Den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden/Leistungsprobleme
Den Anforderungen eines Studiums gerecht zu werden, ist mitunter nicht immer ganz einfach. Leistungsschwierigkeiten und mangelnde Motivation für das Studium bedingen sich gegenseitig und können zu einem Abbruch des Studiums führen (Heublein et al. 2017, 26). Deshalb ist es besonders wichtig, von Beginn an „am Ball zu bleiben“. Hier empfiehlt es ich, kontinuierlich etwas für das Studium zu tun, um den Überblick zu behalten und mitzukommen. Wer erst in der Prüfungsphase beginnt, seine Unterlagen zu sortieren, um die Inhalte zu lernen, kann schnell an seine Grenzen kommen. Wochenpläne können z.B. dabei helfen, strukturiert vorzugehen.
3. Mangelnde Motivation für das Studium
Wie soeben erwähnt, können Leistungsprobleme dazu führen, sich kaum für sein Studium zu motivieren. Um ein Studium erfolgreich abzuschließen, bedarf es einer dauerhaften Motivation. Hier helfen Struktur und Kontinuität. Ferner kann der Austausch mit Kommilitonen hilfreich sein. Gemeinsam Lerngruppen eignen sich, um Inhalte, die man nicht verstanden hat, gemeinsam zu besprechen. Außerdem ist es oftmals hilfreich zu erfahren, dass Studienkollegen ähnliche Probleme haben. Alleine über ein bestimmtes Thema zu sprechen, kann dazu führen, dass zündende Ideen kommen. Manchmal braucht es einfach den ein oder anderen Gedankenanstoß, um Dinge zu verstehen.
4. Mangelnder Praxis- und Berufsbezug
Fest steht, dass Studiengänge oftmals einen geringeren direkten Praxis- und Berufsbezug als berufliche Ausbildungen aufweisen. Wem ein Praxisbezug sehr wichtig ist, der sollte vor Beginn eines Studiums prüfen, ob es im Rahmen des Studiums die Möglichkeit gibt z.B. im Rahmen eines Praxissemesters praktische Erfahrungen zu sammeln. Meist ist der Praxisbezug im Rahmen eines Fachhochschulstudiums auch höher als im Rahmen eines universitären Studiums. Es spricht aber auch nichts dagegen, sich bereits parallel zum Studium einen Nebenjob in dem angestrebten Berufsfeld zu suchen oder ein Praktikum auf eigene Faust zu absolvieren, um hier bereits den beruflichen Bezug herzustellen und das theoretische Wissen mit der Praxis zu verknüpfen.
5. Finanzielle Engpässe
Auch finanzielle Engpässen können dazu führen, dass ein Studium abgebrochen wird. Die Sicherstellung der finanziellen Situation ist somit maßgeblich davon abhängig, ob ein Studium durchgezogen wird. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie sich ein Studium finanzieren lässt. Zum einen sollte man prüfen, ob man berechtigt ist, BAföG zu erhalten. Im WS 2020/2021 lag der Höchstsatz bei 861 Euro. Wenn man nicht BAföG-berechtig ist, gibt es aber auch weitere Optionen wie z.B. Stipendien. Stipendien werden nicht nur für sehr gute Studiumsleistungen vergeben, es werden auch Aspekte wie z.B. soziales Engagement im Lebenslauf berücksichtigt. Eine weitere Möglichkeit, das Studium zu finanzieren ist, einen Nebenjob anzunehmen oder in den Semesterferien als Werksstudent zu arbeiten. Die Bandbreite an Nebenjobs ist hier enorm: im Café kellnern, Babysitten, Nachhilfe anbieten, im Supermarkt an der Kasse arbeiten oder Regale einräumen, im Klamottenladen oder einer Bäckerei aushelfen, auf Festivals arbeiten usw. Interessant kann auch ein Job als studentische Hilfskraft an deiner Hochschule sein. Letztlich kann auch ein Bildungs-/Studentenkredit hilfreich sein. Diese werden oftmals zu fairen Konditionen angeboten. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, Geld in Bildung zu investieren!
6. Persönliche Gründe
Ein Teil der Studierenden führt den Studienabbruch auf persönliche Gründe zurück, wobei Krankheit bzw. psychische Probleme dabei die größte Rolle spielen (Heublein at al., 2017, 16). 11% aller Personen, die ein Studium abbrechen, sind vor allem krankheitsbedingt im Studium gescheitert. Teilweise liegen die Gründe auch im Nicht-Wohlfühlen am Studienort (ebd.). Sollte man sich aufgrund einer Erkrankung in Erwägung ziehen, ein Studium abzubrechen, könnte man zunächst das Studium pausieren, sich zunächst seiner Genesung widmen, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzusteigen.
7. Berufliche Alternative
Für einige Studierende ergeben sich schon während des Studiums berufliche Alternativen. Hier muss man einfach für sich entscheiden, was einem wichtiger ist. Direkt Geld verdienen oder einen Studienabschluss in der Tasche haben. Folgende Fragestellungen könnten zur Entscheidungsfindung helfen:
- Weshalb studieren ich?
- Wie wichtig ist mir ein Studienabschluss/-titel?
- Benötige ich den Studienabschluss für den Job bzw. ist er hilfreich für einen Job, den ich in der Zukunft machen möchte?
- Kann ich ggf. zu einem späteren Zeitpunkt nochmal in das Studium einsteigen?
- Ist das aktuelle Jobangebot wirklich so verlockend?
8. Schlechte Studienbedingungen
Die mangelhafte Organisation des Studiums (33%) und die ungenügende Betreuung durch Dozenten (31%) werden von den Studienabbrechern als Hindernis angesehen (Heublein et al., 2017, 18). Auch die Anonymität der Hochschule spielt für ein Viertel der Abbrecher eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung (ebd.). Hier könnte man zunächst die Problematik mit dem Studiengangsbetreuer besprechen, ob sich beispielweise gewisse organisatorische Prozesse nicht doch verbessern lassen. Ferner kann man sich selbst stärker aktiv in der Hochschule einbringen, indem man sich für die Wahl der studentischen Vertretung aufstellen lässt.
9. Familiäre Situation
Ändert sich die familiäre Situation während des Studiums, so ist es häufig nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Ohne Hilfe von Partner/Eltern/Freunden usw. ist es sicherlich extrem schwer, Studium und Kind(er) zu vereinen. Allerdings kann man sich auch hier bei der Hochschule erkundigen, ob Möglichkeiten zur Vereinbarkeit zwischen Familie und Studium angeboten werden. Auch der Austausch mit anderen Studierenden, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, können sich als sehr nützlich erweisen.
Solltet ihr euch aktuell in der Situation befinden, dass ihr nicht wisst, ob das Studium zu euch passt oder ob ihr das Studium abbrechen sollt, kann ich euch nur sagen: Die Entscheidung müsst ihr selbst treffen, trefft sie überlegt und nicht aus dem Bauch heraus. Wenn ihr entschieden habt, geht euren Weg und hadert nicht.
Stay tuned,
eure Julia
Und wenn du wissen möchtest, was du in deinen Semesterferien alles machen kannst, schau hier mal vorbei:
Quellen:
Heublein U., Ebert J., Hutzsch C., Isleib S., König R., Richter J. & Woisch A. (2017): Motive und Ursachen des Studien-abbruchs an baden-württembergischen Hochschulen und beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher. Online: https://mwk.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mwk/intern/dateien/pdf/Studium_und_Lehre/Studie_Motive_und_Ursachen_des_Studienabbruchs_an_baden-w%C3%BCrttembergischen_Hochschulen_Langversion.pdf (abgerufen am 15.02.2021).
Heublein U. & Schmelzer R. (2018): Die Entwicklung der Studien-abbruchquoten an den deutschen Hochschulen. Online: https://idw-online.de/en/attachmentdata66127.pdf (abgerufen am 15.02.2021).